Tennislegende Novak Djokovic warnte bei einem Interview in Wimbledon eindringlich vor der Gefährdung des Tennissports durch neue Trendsportarten. Padel und Pickleball ist für viele Clubs finanziell viel attraktiver und erfreut sich in Europa und den USA wachsender Beliebtheit. In Südamerika ist Padel bereits die dominierende Schlägersportart.
Der siebenfache Wimbledon-Sieger Djokovic äußerte seine Besorgnis darüber, dass Tennis auf Vereinsebene vernachlässigt wird. „Wir machen immer noch einen sehr schlechten Job, Tennis auf der Basisebene zu erhalten“, sagte er nach seinem Sieg gegen den Australier Alexei Popyrin in Wimbledon. Trotz der globalen Beliebtheit und der Millionen von Kindern, die den Tennissport lieben und ausüben möchten, sei der Sport nicht ausreichend zugänglich und erschwinglich.
Konkurrenz durch Padel und Pickleball
Der Anstieg von Padel und Pickleball stellt eine ernsthafte Konkurrenz für das traditionelle Tennis dar. Padel, eine Mischung aus Squash und Tennis, hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. In Großbritannien gibt es mittlerweile über 500 spezielle Padelplätze und 200.000 aktive Spieler, darunter auch prominente Persönlichkeiten wie Stormzy, David Beckham, Jürgen Klopp und der zweifache Wimbledon-Champion Andy Murray.
Padel, das in den 1960er Jahren in Mexiko entstanden ist, wird auf einem kleineren Spielfeld mit Rückwänden gespielt, von denen der Ball abprallen kann. Laut einem Bericht des International Padel Federation aus dem Jahr 2024 gibt es weltweit 30 Millionen Spieler und 63.000 Plätze.
Pickleball, eine Mischung aus Tennis, Badminton und Tischtennis, ist in den USA die am schnellsten wachsende Sportart. Es wird geschätzt, dass es dort 13,6 Millionen Spieler gibt, zu denen auch Prominente wie Larry David, die Kardashians und Leonardo DiCaprio zählen. Auch Tennisprofis lassen sich immer wieder für Werbung für Pickleball einkaufen, obwohl der Sport eher etwas mit Tischtennis ohne Tisch als mit Tennis zu tun hat und Tennisspieler häufig zu hämischen Kommentaren hinreißen lässt. Der Vorteil von Pickleball: man braucht keine aufwendigen Installationen, Plätze können extrem günstig gebaut werden. Ein feuchter Traum für Investoren.
Bedrohung durch wirtschaftliche Faktoren
Djokovic betont, dass die wirtschaftlichen Faktoren eine große Rolle bei der Verdrängung des Tennissports spielen könnten. „Man kann auf einem Tennisplatz drei Padelplätze bauen. Es ist einfach finanziell viel rentabler für einen Clubbesitzer, diese Plätze zu haben“, erklärte er. Die Mietkosten für einen Padelplatz in London können bis zu 80 Pfund pro Stunde betragen, und immer mehr Plätze werden im ganzen Land gebaut.
Aufruf zur Gründung einer Stiftung
Um dem entgegenzuwirken, fordert Djokovic die Gründung einer Stiftung zum Schutz des Tennissports auf Vereinsebene. Er betont, dass Tennis eine starke kollektive Anstrengung benötige, um gegen die aufstrebenden Sportarten zu bestehen. „Wenn wir nichts unternehmen, werden Padel und Pickleball alle Tennisclubs in Padel- und Pickleball-Plätze umwandeln, weil es einfach wirtschaftlicher ist“, warnte er.
Zukunft des Tennissports in Gefahr
Die Zukunft des Tennissports ist besonders in Ländern wie Serbien, Djokovics Heimatland, bedroht, die keine starke Föderation, Geschichte oder große Budgets haben. Ohne geeignete Maßnahmen könnten viele Tennisclubs dem Druck nicht standhalten und müssten auf die profitableren Alternativen umsteigen.
In Deutschland ist Tennis traditionell stark in Vereinen organisiert, diese sind normalerweise nicht in erster Linie kommerziell, sondern an den Interessen der Mitglieder ausgerichtet. Insofern rüsten bisher wenige Vereine ihre Anlagen auf Tennis um. Doch wenn das Interesse an Tennis allgemein nachlässt kann das auch zur Folge haben, dass die Vereine neue Wege einschlagen werden.
Padel wird bisher nicht von Vereinen gefördert, sondern von Investoren. So hat Fußballtrainer Jürgen Klopp in Berlin eine Padelhalle mit 9 Plätzen errichtet und wird dabei von Tennisausrüster Wilson gesponsert.
Der Vorteil von Padel und Picklball ist aber auch ein anderer: anders als Tennis können beide Sportarten vergleichsweise schnell und auch ohne Coach erlernt werden, während man für Tennis teilweise Jahre braucht, um die Technik zu lernen und dafür auch einiges an Geld für Training und Equipment ausgeben muss.
Nachteil: Während man in Vereinen normalerweise eine Jahresmitgliedsbeitrag bezahlt, müssen Padel-Courts bei jedem Spiel bezahlt werden und kosten nicht selten über 60 Euro pro Stunde. Insgesamt kommt man in Vereinen also wesentlich günstiger weg, die Vereine haben aber in der Regel weder die finanziellen Ressourcen noch den Platz um auch Padelplätze zu bauen.
Vereinsstruktur stärken gegen kommerzielle Interessen von Investoren
Djokovics eindringlicher Appell soll als Weckruf für die Tennisgemeinschaft dienen. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen und finanzieller Unterstützung, um den Tennissport auf Vereinsebene zu erhalten und ihn für zukünftige Generationen zugänglich zu machen. Während Padel und Pickleball von Investoren gepusht wird, wird zu wenig für den Tennissport geworben. Die Turniere werden seit Jahren nicht mehr kostenlos übertragen und viele kommen mit Tennis kaum mehr in Berührung, sofern sie nicht selbst aktiv in Vereinen sind. Die Zeit ist gekommen, um Maßnahmen zu ergreifen und den Tennissport vor dem Aussterben zu bewahren.